Medien und Politikvermittlung

So hieß mal eine Hausarbeit, die ich vor etwa einem Jahr im Politik Seminar geschrieben habe. Viel erinnere ich nicht mehr und nachlesen fällt derzeit schwer, weil ich nicht zuhause bin während dieser Text entsteht. Warum komme ich trotzdem zu diesen Gedanken? Ich habe gerade angefangen, Al Gores Buch „ Angriff auf die Vernunft“ zu lesen. Darin wird, zumindest in der Einleitung, sehr viel über den Einfluss der Medien auf die politische, demokratische, Kultur eines Staates beschrieben. Buchdruck wird als bidirektionales Medium mit geringen Zugangsbarrieren für einzelne Bürger beschrieben. Fernsehen als zentralistische Macht, die nur noch die Meinungen de Mächtigen, zumindest derer mit genügend Geld, dargestellt. Das Internet beschreibt Gore noch als nicht „schnell“ genug, um dem Fernsehen den Rang abzulaufen. TV besticht durch das bewegte Bild, welches unsere Grundreflexe anspricht. Wir Menschen seien auf das Erkennen von plötzlichen Bewegungen ausgerichtet und somit lassen wir uns von den schnellen Bewegungen auf dem Bildschirm fesseln. Erschreckend dabei ist für mich, dass der Durchschnittsamerikaner ca. 4,5 Stunden täglich in die Glotze starrt. Statistiken über die Konsumverhalten der Deutschen kann ich derzeit nicht nachschlagen. Es wäre aber interessant.
Aber wo ist das eigentliche Problem? Wer vor dem Fernseher sitzt kann doch keinen anderen Blödsinn machen und lässt sich halt einfach regieren und führen. Die Demokratie baut aber gerade auf dem Austausch von Meinungen und dem Marktplatz des Wissens und der Meinungen vieler Beteiligter. Der TV Konsum führt aber nicht zu einer Beteiligung am Meinungsbildungsprozess. Es werden nur Meinungen gebildet. Dabei fällt mir unwillkürlich der Werbespruch „Bild dir deine Meinung“ ein, den ich immer so interpretiere „ich bilde dir deine Meinung“. Und dabei handelt es sich hier um ein gedrucktes Medium.
Egal, was mir durch den Kopf geht ist, dass ich in meiner Hausarbeit die Politikvermittlung etwas vernachlässigt hatte. Wie erklärt der politische Apparat den Bürgern die Politik mit Hilfe der Medien. Ich habe eher den Einfluss der Medienkonzerne auf die Politik herausgearbeitet. Gore scheint es wichtiger zu finden, dass die Kandidaten für politische Ämter sich immer stärker der Medienmacht (TV) bewusst sind. Die Art der Kampagne im TV, die Sendezeiten und das eingesetzte Geld spielen demnach eine deutlich größere Rolle als die politische oder programmatische Aussage. Wahlen lassen sich strategisch durch Medienberater gewinnen, auch wenn die Meinungen und Absichten der Kandidaten die Wähler nicht begeistern können.
Hier hatte ich versucht, die Chancen des Internet zu sehen. Das Internet ist ein multidirektionales Medium. Zumindest theoretisch kann heute fast jeder ohne großen Kapitaleinsatz seine Meinung verbreiten oder diskutieren. Als Beispiel seien hier diese Weblogs oder Blogs angeführt. Nur wie sieht die Realität dabei aus? Wer kann denn die abertausenden an interessanten Blogs sichten, lesen oder gar mitdiskutieren. Internet ist also in seiner direktdemokratischen, weil direkt diskutierenden Struktur der Masse der Diskutierenden nicht gewachsen. Es erlebt also das gleiche Schicksal wie die früheren Städtedemokraten (Athen). Sobald zu viele Menschen an der politischen Diskussion teilhaben wollen, funktioniert das nicht mehr. Demokratien haben sich daraus zu Repräsentativen Strukturen entwickelt. Kann ich das im Internet auch? Ist es denkbar, das sich Meinungsgruppen bilden, die einen Repräsentanten wählen um die Meinung (Kompromisse) der Gruppe öffentlich diskutieren? Derzeit sehe ich das nicht. Ich sehe eher, dass sich ehemalige Zeitungs- und Zeitschriftenkonzerne, nachdem sie sich Radio und TV Anstalten einverleibt haben, nun auch die Informationen im Internet kontrollieren. Das funktioniert gut, denn als Nutzer vertraue ich doch dem „guten Namen“ und suche lieber bei „Die Zeit“ oder „FAZ“ nach Berichten zum politischen Geschehen als bei irgendeiner Gruppe, die mir ihre Meinung unterjubeln will. Da müsst ich ja erst drüber nachdenken, ob ich der gleichen Meinung bin oder womöglich Partei ergreifen möchte.
Immerhin haben viele Online Zeitungen eine Kommentar oder Forum Erweiterung zu deren Berichten. Hier ist Der gute alte Leserbrief dann wieder möglich. Das gibt Hoffnung. Vielleicht sollten wir diese Funktion alle mal nutzen und Lesermeinungen lesen und selber schreiben. Dann würden wir vielleicht auch erfahren, ob unsere Meinung auch veröffentlicht wird. Denkbar ist es ja auch hier, dass nur genehme oder genügend honorierte Beiträge den Weg in die offene Diskussion finden. Ich werde das mal verstärkt testen. Bei Blogs, das sei hier zum Schluss angemerkt, habe ich gute Erfahrungen mit Kommentarfunktionen gesammelt. Meine Kommentare sind erschienen und zum Teil wurde auch lebhaft diskutiert. Dann funktioniert der „Marktplatz der Ideen“ wie ihn die Väter der amerikanischen Verfassung als eine Grundlage ihres Werkes sahen, ja doch wieder. Also kann ich nur hoffen, dass das Internet weiterhin das TV in der Nutzergunst ablöst. Bei der jungen Generation scheint das ja schon so zu sein, zumindest habe ich Berichte in Erinnerung, wonach Jugendliche in Deutschland mehr Zeit im Internet verbringen als vor dem Fernseher.
See you

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