Montag, 31. März 2008

Demokratie und Kapitalismus

Mir kam gerade eine Aussage meiner verehrten Politikdozentin „Helga“ in die Erinnerung zurück, als ich zu dem Thema was las. Auf eine Bemerkung eines Studenten im Seminar, dass Demokratien durch freie Marktwirtschaft identifiziert werden können (oder so ähnlich), sagte sie sinngemäß: Eine Demokratie bedingt nicht, dass es Kapitalismus herrscht. Damals habe ich das erstmal so hingenommen und nicht weiter darüber nachgedacht. Heute stelle ich mir die Frage ob sich diese beiden (Macht)-Formen nicht sogar widersprechen. Demokratie (Macht geht vom Volk aus) besagt ja eigentlich, dass jeder Einzelne die gleichen Rechte hat, den gleichen Einfluss hat. Kapitalismus geht davon aus, dass der Stärkere gewinnt. Stärk kann sich hierbei als kapitalstark, klug, ideenreich, geschickt oder mit Glück behaftet verstehen lassen. Erfolgreiche Kapitalgesellschaften (Unternehmen) bündeln somit Macht und bestimmen über die abhängig Beschäftigten. Bis zur (unweigerlichen?) Ausprägung von Wirtschaftsmonopolen beeinflussen (bremsen) sich die Unternehmen gegenseitig. Mit zunehmendem Marktanteil wird die Macht Einzelner durch zur Verfügung stehendes Kapital immer größer.
Seit Einführung der Massenmedien (Radio 1922) haben sich Psychologen damit beschäftigt, wie man diese Medien nutzen kann, um erfolgreich zu werben. Damals hieß diese Manipulation der Menschen noch Propaganda, heute eher auch mal Puplic Relations. Die erfolgreichsten „Erstnutzer“ dieser neuen Massenmedien für Propaganda Zwecke waren Hitler, Stalin und Mussolini. Ohne Radio wären sie vielleicht nicht zu so mächtigen Führern geworden. Auf der Basis der Erkenntnisse von Siegmund Freud und Edward Bernays wurde Propaganda strategisch geplant und durchgeführt. Heutige Politiker, Parteien oder Regierungen nutzen das natürlich auch. Sie brauchen dafür Geld um sich Werbezeiten in den Massenmedien zu kaufen. Sie erhalten dieses Geld z.. über Parteispenden von Unternehmen. Warum spenden Unternehmen denn eigentlich? Sicherlich auch deswegen, weil sie über bestimmte politisch tätige Personen ihre eigenen Interessen vertreten sehen (wollen). Das Kapital der mächtigen kapitalistischen Unternehmen hat demzufolge Einfluss auf die Manipulation durch Werbung in Wahlkampagnen der Politiker. Ist das demokratisch? Wenn wir uns die Macht der Werbung ansehen, kann das erschreckend sein. Schon in den 1960er Jahren wurde bewiesen, dass es durch Werbung gelingen kann, Produkte zu verkaufen, die es gar nicht gab. Es wird eine Nachfrage erzeugt, ohne ein Bedürfnis zu haben. Auch ist seit den Anfängen dieser Manipulation bekannt, wie man Befragungen durchführen muss um die Punkte zu erfahren, an denen man manipulieren muss um gewünschte Verhaltensänderungen zu erzeugen. Ich werde demnächst mal mehr dazu nachlesen, was der oben genannte Bernays da so alles für die amerikanische Tabak- und Nahrungsmittelindustrie geleistet hat. Bisher habe ich nur von seinen Erfolgen bezüglich der „Überzeugung“ der Frauen gelesen, dass sie rauchen wollen und dürfen und, dass sie Kuchenbackmischungen wirklich kaufen. Heute wäre es oft interessanter, Menschen zu überzeugen, dass es tatsächlich möglich ist, Kuchen selber zu backen ;)
See you

Angst als politisches Mittel

Wie ja schon häufiger bemerkt, beschäftige ich mich derzeit viel mit Demokratie, Staatsformen und Klimawandel für den Unterricht in meinen WiPo Klassen. Über den Film „Eine unbequeme Wahrheit“ bin ich auf G.W. Buschs ehemaligen Herausforderer Al Gore gestoßen. Auch ein Mann, der einer US amerikanischen Politiker-Familie mit ausreichend Kapital und Kontakten entstammt. Seine Argumentationen sind von besonderer Art und für Deutsche Leser und Ohren eher ungewöhnlich. Auch stimme ich seinen Meinungen nicht unreflektiert z, aber er verschafft mir derzeit täglich neue Anregungen, mal (wieder) andere Blickwinkel auf die Politik der Welt einzunehmen. Aktuell arbeite ich das Buch „Angriff auf die Vernunft“ durch. Das macht Spaß, weil es so schön deutlich darstellt, wie man politische (und auch andere) Macht erlangen kann. Es zeigt so schön deutlich auf, wie einfach es gerade im Zeitalter der TV, Radio und Internet Medien ist, Meinungen zu erzeugen, die sich nicht auf Wahrheiten oder Vernunft stützen müssen. Das Erzeugen von Angst, möglichst posttraumatische Angst in den Köpfen von Massen ist recht einfach. Wer die Psychologie der Menschen bezüglich der Übertragbarkeit von Angst berücksichtigt kann diese Angst nutzen um den Wählern zu versprechen, sie vor der Bedrohung zu schützen. Das hat Hitler ehemals nicht viel anders gemacht, wobei ihm sicher die neuesten neurologischen Wissenschaften fehlten. Geschichtlich sind viele weitere Beispiele zu finden, die Begründungen und Unterstützungen für Kriege durch geschürte Ängste aufzeigen. Der Vietnamkrieg ist nur einer davon. Das jüngste und im Pressefreien Amerika beeindruckende Beispiel ist immer noch, das ein Präsident die Emotionen der Bevölkerung gegen Al Quaida zu nutzen versteht, um in ein Land einzumarschieren. Auch wenn werde im Land noch deren Führung irgend etwas mit der angeführten Terrorbedrohung zu tun hatte. Ein Großteil der Amerikaner konnte das wissen, aber die Angst der Bevölkerung vor dem Terror lähmte die Vernunft, sich erstmal zu informieren. Selbst der Kongress hat sich scheinbar so von Ängsten leiten lassen, dass es vor dem Krieg keine ausreichenden Debatten mehr gab. Ich weiß natürlich nicht, ob die Abgeordneten mehr Angst vor Wählerstimmenverlusten oder dem Terror hatten, die sie die Vernunft vergessen ließen.
In Deutschland versuchen Politiker auch immer wieder auf die Ängste der Bevölkerung zu setzen. Sehr offensichtlich immer wieder bei Fremdenfeindlichen Politikern zu sehen, die eine Grundangst vor dem Fremden im eigenen „Haus“ nutzen. Aber auch auf wirtschaftlichem Sektor wird versucht, die Angst der Menschen vor wirtschaftlichen Verlusten, vor dem Verlust des Lebensstandards zu schüren. Wer Angst hat, der sucht nach einem Retter. Wer die Angst schürt und anheizt kann natürlich auch die „Rettungsstrategie“ auf seiner eigenen Argumentation aufbauen und davon profitieren.
Schlimmstes Beispiel in unserm Lande finde ich noch immer bei unserem Innenminister. Scheinbar ist dieser Posten so beängstigend, dass der jeweils verantwortliche Politiker selber in schlimmste Angstzustände versetzt wird. Es wird dann versucht, diese Ängste auf die Bevölkerung zu übertragen um die Freiheit der Bevölkerung einschränken zu dürfen. Der versprochene Schutz vor den Gefahren, zum Beispiel des Terrors, geht dann schnell zu Lasten des Schutzes der Bevölkerung vor staatlicher Willkür. Ich gehe mal wohlmeinend davon aus, dass es unserem Schäuble so ähnlich ergeht. Ich möchte einfach nicht glauben, dass es deutsche Politiker wirklich versuchen, Macht durch Angst zu ergreifen und zu festigen. Ich glaube aber fest daran, dass wir nicht resistenter gegenüber solchen Angriffen auf die Vernunft sind als die US Amerikaner.
Bleibt nur eine Bitte an alle frei denkenden Menschen. Denkt ab und an über eure Gefühle nach. Denkt darüber nach, was euch ängstigt und versucht herauszufinden, was die Beschützer euch eigentlich versprechen. Angst Bedingt, dass wir im ersten Moment weglaufen und Schutz suchen. Spätestens danach sollten wir aber auch nachdenken, auch wenn wir ungern über unsere Ängste nachdenken.
See you

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