Immer wieder „Alter“

Es ist schon erstaunlich, wie wichtig das Alter in unserer Gesellschaft zu sein scheint. Wie Alt muss ich sein, um bestimmte Dinge denken zu dürfen, wie alt darf ich sein, um in die Disko zu gehen? Ja, mindestens 16, das ist ja noch nachvollziehbar. Aber wie sieht es nach oben hin aus? Bin ich mit meinen 40 Jahren da zu alt? Grundsätzlich fühle ich mich in den Räumen der lauten Musik manchmal recht wohl, wenn mein Musikgeschmack vielleicht auch nicht immer der der anderen Tänzer zu sein scheint. Und wenn ich mich umschaue, dann sehe ich nur wenige Menschen meines Alters, oder gar ältere, die sich auch, mehr oder weniger rhythmisch, zur Musik bewegen. Und durch die Blicke der Jüngeren lasse ich mich auch irritieren, denn manchmal denke ich schon, dass die mich hier nicht haben wollen. Schön, dass es da junge Kommilitonen gibt, die mir das Gefühl vermitteln, dass ich da trotzdem hingehöre. Wenn da nicht wieder solche „Sachen“ passieren, wie gestern Morgen gegen 6:00 auf dem Hamburger Fischmarkt. Da spricht mich eine junge Frau, so um die 25 schätze ich, an und fragt, ob wir etwa auch die Nacht durchgemacht hätten. Sie war verwundert, denn man gehe doch eher davon aus, dass die Älteren morgens um halb vier aufstehen um rechtzeitig zum Fischmarkt zu kommen. Das ich überhaupt angesprochen wurde liegt wohl an unserer jungen Begleiterin (28), die neben meiner Frau und mir unterwegs war. Das Bild von Alt und Jung ist schon komisch, denn wenn ich älter werde, dann merke ich das eigentlich gar nicht. Ich fühle mich wie immer schon. (vielleicht manchmal körperlich nicht mehr – ok) Nur durch die Reaktionen meiner Umwelt und die ausbleibenden Kontakte der „jüngeren Umwelt“ merke ich, das ich nicht mehr dazugehöre. Und ich mache ja das Gleiche (wenn ich ehrlich reflektiere), denn ich baue weniger Kontakte zu älteren Menschen auf, weil ich die auch nicht zu meiner Gruppe zugehörig empfinde. In mir selbst fühle ich mich jünger als ich bin, nach außen wirke ich eher älter als ich bin. Wie Alt bin ich also?
Und die Frage bleibt: Wie wichtig ist das Alter? Von einigen Sachen werden wir ausgesperrt, weil wir nicht das passende Alter haben. Man lässt sich aussperren und man sperrt aus. Dabei ist jedes Alter, das ich bisher durchlaufen habe immer wertvoll gewesen. Und ich hoffe, es bleibt auch wertvoll. Die Sichtweise auf das Leben verändert sich halt im Laufe der Zeit und der gemachten Erfahrungen. Bestes Beispiel heute Morgen. 7:30 Uhr, unsere Kim hat mich gerade überredet, dass es Zeit wäre aufzustehen, läuft ein Alarm der Feuerwehr auf. Wir mussten zum Kernkraftwerk ausrücken, was grundsätzlich ein sehr blödes Gefühl ist. Heute ein Unfall, ein Gerüst ist vom Dach gefallen (sehr weit oben), die Menschen die auf dem Gerüst gearbeitet haben und der, der darunter entlangging haben das zum Teil mit dem Leben bezahlt. Und hier war das Alter auch völlig egal. Mein Entschluss, das Leben immer so zu führen und zu genießen, dass ich beim Sterben jederzeit denken kann „es war gut so, wie ich gelebt habe“ ist heute deutlich verfestigt worden. Wenn ich bedenke, wie viel Zeit zum Nachdenken diese Arbeiter heute Morgen hatten, während sie fielen, wird mir ganz anders. Ich denke nur an meinen kleinen drei Meter Sturz, der kam mir damals schon endlos lange vor. Aber hier waren es mindestens 50 Meter. Oh man.
See you (hoffentlich noch lange)

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