Erlebnispädagogik und Handlungsorientierung

Beides sind Schlagworte unter denen ganz unterschiedliche Inhalte verstanden werden können. Sie haben aus meiner Sicht aber auch durchaus Gemeinsamkeiten. Wenn ich etwas in einem pädagogischen Kontext (geplant) erlebe, um bestimmte Kompetenzen zu erwerben oder zu festigen, dann handle ich dazu meist. Dabei dann in der Regel in einer Gruppe, so dass die sozialen Kompetenzen im Mittelpunkt stehen (Kooperation, Teamgeist, Kommunikation…). Was ist aber das, was mir gestern widerfahren ist? Ich habe etwas gelernt, was einem Beruf entsprechen könnte. Ich werde es eher hobbymäßig anwenden und voraussichtlich trotzdem zur Reduzierung meiner Instandhaltungskosten verwenden können. Mit einem alten Reetdachdecker habe ich gelernt, Löcher im Dach zu stopfen. Nun brauche ich nur noch das nötige Werkzeug und Material, um auf der anderen Dachseite selbständig weiter zu arbeiten. Das war ein sehr schönes Erlebnis (Sonne, auf dem Dach klettern, gute Rundumsicht und sichtbares Arbeitsergebnis). Hat das nun einen Pädagogischen Wert? Auf jeden Fall war es ein durch eigenes Handeln geprägtes Lernerlebnis. Wenn das auch nicht der Theorie der Handlungsorientierung voll entsprochen hat, denn ich habe mir zwar vorher häufig Gedanken über diese Art der Arbeit gemacht, das Handwerk habe ich mir aber gestern das erste Mal richtig angesehen, durch nachmachen versucht, Löcher zu stopfen und zusammen mit dem Handwerker meine Fehler verbessert. Ich denke, das ist nicht das was Gaudin oder Pätzold unter Handlungsorientierung verstanden haben, also sehe ich das mal als Erlebnis-Handeln an. Zumindest bin ich glücklich dabei gewesen und habe am Nachmittag auch gleich voller Elan weiter handwerklich geschuftet. Eine alte Gartenhütte aufbauen, die uns mal eine Bekannte geschenkt hatte. Jetzt steht sie (die Hütte) am Teich und wartet auf die Dacheindeckung, aber bis dahin war es wirklich handlungsorientiert. Ohne eine Anleitung eine Vielzahl von Brettern und Balken so zusammen zu stecken, das eine Hüte entsteht, ist nicht so leicht. Das Stecksystem lässt eigentlich nur eine Lösung zu, wenn nicht der Vorbesitzer etwas daran verändert hätte. So wurde also erst einmal der Handlungswille erzeugt, denn die Teile waren da, der Platz auch, die Sonne schien und Zeit hatte ich (eigentlich zum Lernen) mir auch genommen. Dan ging es an die Planung (sortieren, ordnen, den Aufbau im Geiste planen, Standort wählen). Nach der Planung, wurde überdacht, ob die Vorgehensweise richtig ist, danach haben wir (Kim und ich) angefangen zu bauen. Das hat viel Spaß gemacht, insbesondere da sich Kim so sehr über jeden einzelnen Erfolg ihrer Baukünste sehr gefreut hat. Irgendwann hatte Kim keine Lust mehr und wollte lieber mit ihrer Freundin spielen. Aber die Mutter der Freundin hat dann weiter mit angepackt. Als das Brett über der Tür eingebaut werden sollte, stand fest, dass das so nicht geht, denn der Türausschnitte war an der falschen Stelle. Resultat der ersten Reflexion: Die Hütte wieder abbauen, was schwieriger, weil körperlich anstrengender, war, als der Aufbau. Neue Planung, neue Kontrolle und trotz unlogischerem Aufbau des nächsten Bauversuchs stand die Hüte dann nach einer weiteren Stunde wieder da. Jetzt hatte sich ein Planungsfehler gezeigt, der auf ungenügende Sorgfalt beim Sortieren zurückzuführen ist. Es lagen noch sechs versteckte Bretter herum, die im oberen Drittel der Hütte eingebaut werden sollten. Der Abbau eines Teils der Hütte war dann schnell getan, obwohl alle Helfer keine Lust mehr hatten. Es ging schnell, die bisherigen Übungen zeigten Erfolg und die Reflexion am Ende machte den Dacheinbau dann zu einem Spielkram, der nur durch heftigen Regen unterbrochen wurde. Resultat: planen, überdenken, Selbstverantwortung für Fehler übernehmen und zum Ende ein brauchbares Resultat zu erzielen ist eine gute Lernmethode. Nur sollte man sich nicht ärgern, wenn das Dach erst nach dem Regen aufgebaut wird, denn mit professioneller Hilfe wäre das sicher nicht passiert. Auch sind die Ablenkungen, durch die jungen Frauen, die helfen nicht wirklich Schuld an den Fehlversuchen, aber immer eine gute Entschuldigung. Jetzt müssen noch einige Teile gekauft werden und das Erlebnis Baumarkt steht an. Heute Abend beginne ich dann meinen ersten Text über Erlebispäd… nein Handlungsorientierung für meine Prüfung zu fertigen. Mal sehen, was ich danach denke.
See you
msa - 24. Jul, 22:04

Prüfung bestanden, aber Reetdachdecker bin ich noch immer nicht

Das Erlebnis des Dachdeckens ist noch immer in guter Erinnerung. Und eigentlich würde ich gerne wieder droben was amchen. Aber die letzte Reperatur hat erneut der Profi übernommen. Warum? Eigentlich nur, weil ich das Werkzeug nicht schnell genug finden konnte. Es ist schwer, Lieferanten zu finden, die diese Werkzeuge anbieten und irgendwann habe ich die Suche aufgegeben.
Gie Gartenhütte hingegen steht noch immer und sie hat auch zügig ein Dach bekommen. Nutzen tun wir sie allerdings sehr selten, außer, dass sie Gartenstühle und Sitzkissen beherbergt ;)
Und die Pädagogik Prüfung habe ich bestanden, wenn ich auch das Thema "Handlungsorientierung" etwas anders aufgefasst habe als mein Prof. Die Note war dann auch nicht so gut, aber ok.

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