Erlebnis und Pädagogik

Letzte Nacht war ein Erlebnis und vielleicht sogar etwas pädagogisches. Kim und ich haben im Garten gezeltet. Endlich kam ich mal früh zu Bett, na ja zu Zelt. Ich hätte sofort einschlafen können, nachdem das Einschlaf-Vorlesebuch beendet war, aber ich dachte mir, es ist besser, so lange wach zu bleiben bis Kim eingeschlafen ist. Das war nach wenigen Minuten der Fall, doch dann war ich munter und konnte mich nicht von den vielen Gedanken befreien, die sich aus verschiedensten Richtungen aufdrängten. Nach langer Zeit habe ich dann gelesen. Ein Buch, das mir Frank geschenkt hat. „Bauchentscheidungen“ von Gerd Gigerenzer. Als deutscher Student ist man etwas andere wissenschaftliche Literatur gewohnt, dafür lesen sich diese amerikanisch geschriebenen Abhandlungen sehr viel einfacher. Was mir bei meinen Semesterarbeiten oft angekreidet wurde ist auch hier verwirklicht. Es wird sehr häufig die Meinung des Autors dargestellt und manchmal nicht wirklich schlüssig belegt. Aber andererseits möchte ich glauben was da steht, denn ich treffe sehr viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus, fühle mich dann immer schuldig, weil ich zu wenig überlegt habe, komme aber meist mit dem eingeschlagenen Weg gut klar. Im letzten Leben, als ich noch Verkäufer war, habe ich das Bauchgefühl meiner Kunden statt der Fakten des Produktes im Fokus meiner Argumentationen gehabt. Und ich war nicht der Schlechteste.
Manchmal jedoch, gerade wenn es um alte oder besondere Autos geht, sollte ich mal mehr überlegen. Ich zahle so oft Lehrgeld, aber schlauer werde ich nicht. Da haben wir uns doch letzten Sommer ein neues altes Auto über e-bay gekauft. Darüber habe ich sicher schon einmal geschrieben. Das Auto entsprach nicht den Angaben des Verkäufers, eine Nachbesserung schlug fehl und die Rückabwicklung des Kaufs hat der Verkäufer durch kontinuierliches Ignorieren verhindert. Gerichtsverfahren, Kosten, Diskussionen mit Anwälten (Danke noch mal Stephan, Dein Kontakt ist gut) und Klage gewonnen. Doch das Geld kam nicht, also den Gerichtsvollzieher beauftragen und heute kam die Nachricht, dass der Verkäufer sich jedem Treffen mit dem Beamten entzogen hat, jetzt sollte er verhaftet werden um die Eidesstattliche Versicherung abzugeben. Das kam nicht zustande, denn diese Versicherung liegt schon seit einem Jahr vor. Also, kein Geld zu erwarten, das Auto rostet schon seit einem Jahr vor sich hin. Letzte Nacht (Zelt) habe ich mich entschlossen, das wir den Wagen jetzt wieder fahrbereit machen und dann nutzen. Der andere Doka (Flex) ist ja außer Gefecht gesetzt und wird als Teilespender dienen. Schade, aber mein Bauch sagt, weg mit dem Ärger, mehr Projekte zum Abschluss bringen und die offenen Baustellen reduzieren. Ob die Arbeitswut, die mich derzeit überkommt eine Flucht aus anderen Problemen ist, weiß ich nicht. Ich könnte es aber auch nicht konsequent leugnen. Immerhin schaffe ich es noch, täglich was für die Klausurvorbereitung zu tun. Heute kam das dicke, teure „Handbuch der Berufsbildung“ von Arnold und Lipsmeier. Davon hatte ich mir mehr versprochen. Viel Text, sehr kompliziert geschrieben und nur wenig brauchbares für meine Prüfung. Also lese ich Pätzold von 1995, dagegen ist Arnold aus 2006 schon richtig modern, wenn sich die Probleme des Handlungsorientierten Unterrichts auch kaum unterscheiden. Was mich besonders ärgert und wundert ist, dass es fast keine Untersuchungen (Forschungen) geben soll, die den pädagogischen Nutzen von handlungsorientiertem Unterricht evaluiert haben. Es wird einfach behauptet, das sei der richtige Weg der beruflichen Bildung (ich glaube das ja auch), aber keiner beweist es. Das ist ja fast wie beim Thema e-learning. Auch da gibt es zwar viel Forschung (über neue Programme, Netzwerke, Möglichkeiten, Projektabläufe), aber den didaktischen Mehrwert haben nur wenige untersucht.
Sollte ich mal forschen, könnte ich ja die Wirkung von e-learning Medien beim handlungsorientierten Unterricht zum Thema machen. Dann brauche ich eine Vergleichsgruppe Lehrerzentriert (findet sich sicher noch an jeder guten Schule), eine Gruppe, die handlungsorientiert aber ohne e-learning arbeitet (Jürgen?) und eine Gruppe, die e-learning Lehrerzentriert einbindet (wo finde ich die?).
Aber erstmal zurück zum Thema, denn ich glaube, aus dem Bauch heraus, es ist eine gute Idee, mit meinen neuen Schülern in den Wald zu gehen. Erlebnispädagogik zur Teambildung und Kommunikation. Mein heutiges Gespräch mit Sven hat Hoffnung gemacht, dass dies funktionieren wird. Dumm nur, dass wir schon Ende Oktober damit starten müssen, ich hätte das gerne im Dezember gemacht. Dann sind nämlich meine mündlichen Prüfungen auch gelaufen und ich habe den Kopf freier. Obwohl, … dann kommt ja auch bald der Nachwuchs und dafür muss ich noch einiges umbauen. Ja, die Bau(ch)stellen.
Vielen Dank für das Buch Frank und viel Erfolg beim Meistern der schweren Zeit, ich habe das auch gerade hinter mir.
See you

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